Kultur und Austausch
Erinnerungen an die Lanker-Schule
von Fusao NAKASHIMA:
(Stellvertretender Konrektor der
Japanischen Internationalen Schule e.V. in Düsseldorf)
(Japan Forum, April 2002, S. 1)
Im vergangenen Jahr feierte die Japanische Internationale Schule Düsseldorf ihr 30-jähriges Jubiläum. Anfangs war sie in Räumlichkeiten der Don-Bosco Schule und der katholischen Kirche im Stadtteil Oberkassel untergebracht, die man dank des Entgegenkommens der einheimischen Bevölkerung hatte anmieten können, doch 1973 vollendete man eigene Schulgebäude im Niederkasseler Kirchweg und unterrichtete dort alle Schüler des 1. bis 9. Schuljahrs. Als sich seit der zweiten Hälfte der 1970-er Jahre die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan intensivierten, wuchs auch die hiesige Japanische Gemeinde und mit ihr die Zahl der Grund- und Mittelschüler der Japanischen Internationalen Schule. Infolgedessen wurden die oben genannten Räumlichkeiten zu eng, und im August 1983 mietete man von der Stadt die ca. 500 m entfernt liegende, leerstehende ehemalige Realschule in der Lankerstraße, in die die Mittelschule (7.-9. Schuljahr) umzog.
Die Mittelschüler waren selbstverständlich gar nicht begeistert, von einem modernen, hellen und funkelnagelneuen Schulgebäude mit großem Sportplatz in einen vor rund 100 Jahren errichteten, altmodischen Ziegelbau mit nur engem Schulhof überzuwechseln. Aber nach dem Umzug diskutierten alle Schüler von der 7. bis zur 9. Klassenstufe, wie man sich in der neuen Umgebung bequem einleben könne, und begannen, eigene Regeln aufzustellen. Ein wichtiges Thema war z.B., wie man im Innenhof trotz der dort herrschenden Enge gefahrlos Ball spielen könne. Dies war nur ein Beispiel unter vielen, und wichtig war dabei vor allem, dass unter den Schülern das Gefühl wuchs, dass sie ganz persönlich eine neue Schule schufen. Damit der Ball nicht nach draußen sprang, errichtete der Schulvorstand daraufhin einen hohen Zaun vom Innenhof zur Straße hin und gestaltete so die Schulumgebung. Stück für Stück wurden der Naturkunderaum restauriert, Musiksaal, Hauswirtschaftsraum und Kunstraum umgebaut und für die Mittelschüler entsprechend eingerichtet. Obwohl an der Schule im Vergleich zu Japan die Schüler häufig wechselten, übertrug sich die Entschlossenheit, die Schule eigenhändig zu formen, auf die jüngeren Schüler. Man kann daher sagen, dass der Gedanke, "Frei wie das fließende Wasser des Rheins zu leben", der auch in der Schulhymne gesungen wird, auf die Haltung dieser Schüler zutrifft.
Doch 18 Jahre später, nachdem man inzwischen dieses Schulhaus ins Herz geschlossen und ihm den Spitznamen "Lanker" gegeben hatte, hatte sich eine neue Situation ergeben; denn da in den letzten Jahren die Zahl der Grund- und Mittelschüler abgenommen hatte, blieb nichts anderes übrig, als im Herbst 2001 dieses Gebäude zu räumen und die Mittelschule wieder mit der Grundschule im Niederkasseler Kirchweg zu vereinigen. In den vergangenen 18 Jahren hatten insgesamt 2.016 Schüler an der Lanker-Schule gelernt. Ein Vorteil der Unterbringung der Mittelschule in einem getrennten Gebäude hatte darin bestanden, dass Schüler der gleichen Altersstufe unter sich waren und einander beeinflussten und dadurch die Freundschaften tiefer und geistig niveauvoller geworden waren, und ich hoffe, dass nun auch die erneute Zusammenlegung von Mittel- und Grundschule sich in pädagogischer Hinsicht positiv auswirken wird.
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