Kultur und Austausch

Wirtschaftstag Japan am 19.05.2003:

(Japan Forum Vol. 99, Juni 2003, S. 1-2)


Am 19. Mai wurde im NRW-Forum Düsseldorf der Wirtschaftstag Japan als fester Bestandteil des Japan-Tags Düsseldorf/NRW veranstaltet. Unter dem Titel "Wer wagt, gewinnt - Unternehmen auf Erfolgskurs in NRW und Japan" wurde erörtert, was Unternehmen in Japan und NRW, die sich auf dem jeweils anderen Markt engagieren, voneinander lernen können. Als Redner konnten herausragende Persönlichkeiten der deutschen und japanischen Wirtschaft gewonnen werden. Mit einer Teilnehmerzahl von rund 250 Personen fand die Veranstaltung außergewöhnlich großen Zuspruch.

Herr Dr. Ruprecht Vondran eröffnete in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises e.V. (DJW) die Veranstaltung als ein "Joint-Venture, zu dem sich viele, denen die deutsch-japanische Zusammenarbeit am Herzen liegt, zusammengefunden haben." Der Japanische Generalkonsul in Düsseldorf, Dr. Takahiro Shinyo, richtete einige Worte zum Gruß an die Anwesenden und zeigte sich außerordentlich erfreut darüber, dass der Wirtschaftstag Japan nach dem Auftakt im vergangenen Jahr nun zum zweiten Mal stattfinden konnte.

Firmen, die Mut haben und keine Herausforderung scheuen, haben sich hier versammelt, um den Weg oder das Geheimnis des Erfolgs zu diskutieren und gleichzeitig auch die Möglichkeiten und Chancen der Wirtschaftsstandorte Japan und Nordrhein-Westfalen zu erörtern", so die positive Bewertung des Generalkonsuls über den Sinn und die Bedeutung des diesjährigen Wirtschaftstages, insbesondere vor dem Hintergrund der gegenwärtig schwierigen Weltwirtschaftslage.

Die Chancen und Probleme des Wirtschaftsstandortes NRW erörterte Minister Schartau, Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes NRW. Dabei wies er auf die Ergebnisse der von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung in Auftrag gegebenen Studie über japanische Unternehmen in NRW hin.
Der Studie zufolge ist mit 473 japanischen Unternehmen fast die Hälfte aller in Deutschland aktiven japanischen Firmen in NRW angesiedelt. Ihre Zahl hält sich seit Jahren stabil. Als Begründung hierfür wird immer wieder die gute japanische Infrastruktur angeführt. Im Vordergrund für die Standortentscheidung NRW stehen natürlich ökonomische Aspekte, wie die gute Infrastruktur in NRW, die Nähe zu den Absatzmärkten und die zentrale Lage in Europa.
Und so planen immerhin 36% der japanischen Unternehmen überwiegend am angestammten Standort NRW bis 2006 neue Investitionen. Als Nachteil wird allerdings die fehlende Direktflugverbindung nach Japan betrachtet. Ferner beklagen die japanischen Unternehmen den schwierigen Zugang zu den Hochschulen, ein weiterer Kritikpunkt, den das Land NRW nach den Worten des Ministers ernst nimmt. Hier sollen die Beteiligten des Landes schnellstmöglich reagieren.

Prof. Dr. Peter Baron, Vorstandsmitglied der Deutschen IHK in Japan und Chairman der HVB Capital Asia Limited Tokyo, berichtete zum Thema "Deutsche Unternehmen in Japan". In Japan sind rund 500 Unternehmen mit einer deutschen Kapitalbeteiligung von mindestens 20% ansässig. Ungefähr drei Viertel kommen aus der Investitionsgüterindustrie, knapp 20% aus dem Dienstleistungssektor. Darunter sind erstaunlich viele Mittelständler.
Das oft vorgebrachte Argument, der japanische Markt sei geschlossen und für Mittelständler besonders schwer, hält Prof. Dr. Baron für überholt. Er bewertet den japanischen Markt vielmehr als äußerst anspruchsvoll, so dass es vor Markteintritt unbedingt notwendig sei, die "Hausaufgaben" gründlich zu erledigen. Der Erfolg vieler mittelständischer Unternehmen untermauere dieses Argument. Prof. Dr. Baron sieht zahlreiche Felder, in denen deutsche und japanische Mittelständler miteinander kooperieren können. Nicht zu unterschätzen sei außerdem die strategische Bedeutung Japans für den gesamten asiatischen Markt.
Die Zukunftschancen der deutschen Wirtschaft in Japan liegen natürlich weiterhin in den traditionellen drei Säulen der deutschen Exportwirtschaft (KfZ, Maschinenbau und chemische Industrie). Daneben spielen die Medizin- und Umwelttechnik eine immer bedeutendere Rolle. Große Chancen bietet die gegenwärtige Umstrukturierung der japanischen Wirtschaft. Die Unternehmen sind auf der Suche nach anderen Geschäftsfeldern, bilden neue Allianzen und Kundenstrukturen. Gerade hier sieht Prof. Dr. Baron die Chancen der deutschen Unternehmen.

Noriaki Kobayashi, Generaldirektor der JETRO (Japan External Trade Organization) Düsseldorf, bezifferte in seinem Vortrag "Japanische Unternehmen in Deutschland" die Zahl der japanischen Unternehmen mit 615, womit Deutschland den zweiten Platz auf dem europäischen Kontinent einnimmt. Einige von ihnen haben in London ihre europäische Zentrale, während einzelne Geschäftsbereiche auf ganz Europa verteilt sind.
Die in Deutschland ansässigen japanischen Unternehmen haben nicht nur den deutschen Markt im Blickfeld, sondern konzentrieren sich mit Deutschland im Zentrum auf ganz Europa.
Die japanischen Unternehmen entscheiden sich aus folgenden Gründen für den Standort Deutschland: 1. Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Land der EU 2. hervorragende Schul- und Berufsbildung, hohes Bildungsniveau 3. Forschungslandschaft, Vielzahl von klein- und mittelständischen Unternehmen in ganz Deutschland 4. politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität.
Als Problempunkte führen sie folgende an: 1. Probleme hinsichtlich der Arbeitsbedingungen 2. Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Zulieferteilen 3. Steuerwesen 4. Regulierungen und Vorschriften.

Besonders aufschlussreich waren im Anschluss an die Vorträge die Erfahrungsberichte der Vertreter japanischer und deutscher Unternehmen über ihr Engagement auf dem jeweils anderen Markt. Als Vertreter eines deutschen mittelständischen Unternehmens zeigte Herr Schreiter, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Erco Leuchten GmbH, in seiner eindrucksvollen Photopräsentation, dass die deutsch-japanische Zusammenarbeit hervorragend funktionieren kann, wenn man die Unterschiede in der Geschäftskultur erkennt, akzeptiert und sich entsprechend anpasst. Erco Leuchten GmbH gründete 1991 ein Joint Venture mit dem japanischen Unternehmen ToTo und kann auf eine mehr als 10 Jahre währende erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken.

Die Mitutoyo Messgeräte GmbH ist bereits seit 35 Jahren in Düsseldorf vertreten. Mitutoyo produziert Messgeräte für den industriellen Bedarf. Für den hiesigen Standort habe man sich entschieden, weil Deutschland im europäischen Vergleich in der Werkzeugmaschinenindustrie, der Automobilindustrie und der Metall verarbeitenden Industrie eine führende Stellung einnimmt, so die Ausführungen des Geschäftsführers, Herrn Isao Shimizu. Zudem seien in Deutschland bekannte Messgerätehersteller wie beispielsweise Zeiss oder Mauser mit einem ausgesprochen hohen technischen Standard vertreten, ein weiterer Grund, sich hier anzusiedeln.

Da neben den hohen technischen Standards auch Aspekte wie der Pre-Sales-Service und der After-Sales-Service von großer Bedeutung sind, hat Mitutoyo in ganz Europa mittlerweile neun Verkaufs- und Servicestandorte eingerichtet. In den europäischen Niederlassungen wird konsequent die jeweilige Landessprache gesprochen, bei Europa übergreifenden Konferenzen ist Englisch Amtssprache. Auch kulturell engagiert sich der Messgerätehersteller und unterstützt das in Niederkassel ansässige EKO-Haus der Japanischen Kultur e.V.

Die Fuji Photo Film (Europe) GmbH wurde 1966 gegründet. Die Fuji Film Gruppe beschäftigt europaweit 8.800 Mitarbeiter an mehr als zehn Standorten. Als Entscheidungsgründe für den Standort Düsseldorf führte der Geschäftsführer, Hirofumi Yanagida, die folgenden an: 1. Nähe zu den Häfen Hamburg und Rotterdam, 2. Erreichbarkeit aller europäischen Großstädte in ca. 1,5 h, 3. japanische Schule in Düsseldorf, 4. Ähnlichkeiten in der Mentalität, 5. Attraktivität der Stadt Düsseldorf und Unterstützung seitens der Stadt und des Landes, 6. hervorragende Infrastruktur, 7. gut ausgebildetes Arbeitskräftepotenzial.
In seinem Beitrag wies er auf die Unterschiede in der Arbeits- und Kommunikationsweise, der Entscheidungsfindung und den Arbeitsbeziehungen hin. Arbeitszeugnisse sind beispielsweise in Japan nicht üblich, doch gerade weil Japan beginne, sich vom System der lebenslangen Beschäftigung zu lösen und vermehrt Leistungskomponenten einführt, sei dieses System ein sinnvolles Vorbild.
Auch die in Japan nicht existierende Qualifikation des Meisters bewertet er persönlich ausgesprochen positiv. Weniger positiv sei allerdings der hohe Krankenstand in Deutschland. Um die jeweils andere Kultur besser kennen zu lernen, veranstaltet Fuji Photo Film jedes Jahr zwei Mitarbeiterfeste, zu denen die Angestellten mit ihren Familien zusammenkommen.

Der Markteintritt von Metro Cash & Carry GmbH in Japan wurde eindrucksvoll von Herrn Gerd Becker, General Manager, beschrieben. Metro Cash & Carry eröffnete im vergangenen Jahr seinen ersten Markt in Japan. Warum Japan und warum gerade zum jetzigen Zeitpunkt?
Die Konsolidierung und Internationalisierung setzt sich in der Triade Europa/Asien/USA unvermindert fort und erfordert dementsprechendes Handeln. Zudem ist Japan weltweit die zweitgrößte Wirtschaft mit der höchsten Kaufkraft. Hinzu kommt, dass sich der japanische Groß- und Einzelhandel derzeit in einer nie da gewesenen Phase der Umstrukturierung und Neuerung befindet und die Grundstückspreise auf einem historischen Tiefstand angekommen sind.
Japan verfügt außerdem über eine hervorragend organisierte und effiziente Logistik sowie hohe Qualitätsstandards. Derzeit liegt die Kundenzufriedenheit unter 50% und somit ist der Verbraucher bereit, neue Anbieter zu testen, zumal der japanische Konsument ohnehin leichter für neue Produkte und Trends zu begeistern und zudem aufgrund der wirtschaftlichen Situation preisbewusster geworden ist. Herr Becker sieht den Schlüssel zum Erfolg in der Anpassung an spezifisch japanische Bedürfnisse und berichtete, dass im Raum Tokyo bis 2007 noch weitere Cash& Carry Märkte geplant sind.

Im Anschluss an die Vorträge und Erfahrungsberichte hatte das Publikum im Rahmen einer Podiumsdiskussion Gelegenheit, Fragen zu stellen. Von dieser Möglichkeit wurde rege Gebrauch gemacht, und so konnten Aspekte wie die Kreditvergabe, insbesondere an Mittelständler, die Ausbildung und Förderung des Nachwuchses, die Personalpolitik und -rekrutierung und die Deregulierung der Märkte erörtert werden.
Insgesamt vermittelte die Veranstaltung wertvolle Einblicke in die gegenwärtige Situation japanischer und deutscher Unternehmen bei ihrem Engagement auf dem jeweils anderen Markt. Die anwesenden Unternehmensvertreter haben eindrucksvoll gezeigt, dass Erfolgsstories möglich sind, und diese Botschaft wurde vom Publikum als Gewinn mitgenommen.

 

 

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