Kultur und Austausch

Die Samurai:

(Japan Forum, September 2001, S. 1-3)

  

Samurai ist einer der japanischen Begriffe, die frühzeitig in die deutsche Sprache Eingang fanden und mit denen jeder von uns ein gewisses Bild verbindet. Meist erscheinen dabei vor unseren Augen tapfere japanische Krieger, wie wir sie aus Filmen des weltbekannten Regisseurs Kurosawa Akira (1910-1998) – "Die Sieben Samurai", "Kagemusha", "Ran" etc. – kennen. Wir denken an Schlachtgetümmel und Einzelkämpfe, an Schwerter, Pfeil und Bogen und an einen strengen Ehrenkodex (bushidô = "Weg des Kriegers").

Und doch wäre es unzureichend, das Leben der Samurai ausschließlich auf den kriegerischen Aspekt zu reduzieren. Vielmehr verdanken wir ihnen beispielsweise auch die Pflege vieler vom Zen-Buddhismus inspirierter Künste wie Teezeremonie, Gartenbau und Ikebana, Dichtung, Malerei und Kalligraphie, die für uns heutzutage untrennbar mit der Kultur und Ästhetik Japans verbunden sind.

Das Wort samurai geht zurück auf das Verb saburau (= "jemandem dienen, in jemandens Dienst stehen") und lässt sich mit "militärischer Gefolgsmann" übersetzen. Er konnte als Dienstherrn einen Adeligen, den Kaiser selber oder einen großen Feldherrn haben. Verlor er diesen, wurde er zum herrenlosen Samurai (rônin), der nicht selten plündernd durch das Land zog. Dass mit dem Tod des Dienstherrn die Verpflichtung ihm gegenüber nicht enden musste, zeigt die bekannte Geschichte der 47 Rônin, die ihrem Herrn auch nach seinem Tod die Treue bewahrten, ihren Plan, ihn zu rächen, niemals aus den Augen verloren und ihn schließlich erfolgreich in die Tat umsetzten – eine Form der Loyalität, die im Laufe der Zeit zahllose Schriftsteller, Künstler und Regisseure inspiriert hat.

Ein weiterer Begriff, der synonym mit dem des Samurai für "Krieger" verwendet wird, ist bushi, doch hat sich dieser nicht in gleicher Weise in westlichen Sprachen durchsetzen können. Erst in der Edo-Zeit (1603-1868) mit ihrer deutlichen Klassenhierarchie stand der Krieger für eine durch Gesetze definierte, fest abgegrenzte Gesellschaftsschicht, den gesamten Ritterstand, der über Bauern, Handwerkern und Kaufleuten die oberste Position einnahm.

Die Geschichte der Samurai geht im weitesten Sinne bis auf die Kofun-Zeit (3.-6. Jh. n.Chr.) zurück. Denn Figürchen aus dieser Periode belegen, dass bereits damals eine bewaffnete Kriegerelite zu Pferde existierte. Einem kleinen Teil dieser Gruppe gelang im 7. und 8. Jahrhundert der Aufstieg zum Hofadel am Kaiserhof in Nara und danach in Heiankyô (dem heutigen Kyôto). Dort verschrieb man sich mehr und mehr der höfischen Ästhetik und begann, die in den Provinzen zurückgebliebenen einstigen Standesgenossen als unzivilisierte Barbaren zu verachteten.

Diese Provinzkrieger ihrerseits vermehrten im Laufe der Heian-Zeit (Ende 8. bis Ende 12. Jh.) ihren lokalen Einfluss. Sie kontrollierten kleine Ländereien und lebten von den Abgaben, die sie von den dort ansässigen Bauern erhielten. Oft übernahmen sie offizielle Beamtenposten, die teilweise von Generation zu Generation weitervererbt wurden. Bei Unruhen scharten sie sich um eine führende Familie und bildeten lokale Kriegerbünde, deren Zusammenhalt sowohl auf familiären Banden als auch auf Loyalität basierte. Sie wurden vom Kaiserhof eingesetzt, um in den fern der Hauptstadt gelegenen Regionen für Frieden zu sorgen, waren sie doch die einzigen, die zur damaligen Zeit lokale Aufstände erfolgreich initiieren bzw. eindämmen oder aber gezielt gegen Streitereien und Räubereien vorgehen konnten.

Angesichts dessen verschoben sich auf Dauer die praktischen Machtverhältnisse zugunsten der Kriegerelite in den Provinzen. Und so übernahm schließlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts Minamoto Yoritomo, nachdem er sich gegen seine schärfsten Konkurrenten – die Heike bzw. Taira – hatte durchsetzen können, mit der militärischen auch die politische Macht. 1192 wurde er zum seii-taishôgun ("Oberbefehlshaber zur Unterwerfung der Barbaren") ernannt und begründete so das Kamakura-Shôgunat. Damit begann eine Blütezeit des Kriegertums, das die Politik Japans für rund sechseinhalb Jahrhunderte dominieren sollte.

Dieser Machtwechsel beeinflusste auch die Literatur. In ihr wurde ein neuer, von kriegerischem Geist und buddhistischem Gedankengut beeinflusster Zug sichtbar. An die Stelle des weichen, zarten Hofdamenstils trat eine knappere, schmucklose, mit chinesischen Lehnwörtern angereichterte maskuline Sprache. Hauptthema war nicht mehr das Leben am Kaiserhof mit seinen Festen und Liebesabenteuern, sondern das Schicksal ganzer Geschlechter in ihrem tapferen Kampf um Ehre und Treue. Geschildert wurden nicht nur die ruhmreichen Siege, sondern auch die Verlust und Untergang innewohnende Tragik. Ein pessimistischer Grundgedanke ist spürbar, der die Vergänglichkeit allen Seins betont und dieses Zeitalter prägt. Er begegnet uns beispielsweise in religiösen Schriften, aber auch in den großen Kriegererzählungen (gunki monogatari), die – wie deren berühmteste, das Heike monogatari – die Auseinandersetzungen zwischen den beiden führenden Kriegerfamilien der Heike/Taira und der Genji/Minamoto in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts beschreiben.

Bei der Lektüre dieser Werke erfahren wir zugleich viel über die Art, wie gekämpft wurde. Meist stießen die Krieger in kleinen Gruppen aufeinander. Dabei kam es vor der eigentlichen Schlacht zuerst zu einem verbalen Geplänkel: Man forderte den Gegner lautstark zum Kampf und protzte mit den eigenen Ruhmestaten oder denen der Familie. In der Schlacht stand man sich gewöhnlich Mann gegen Mann gegenüber. Sich zu ergeben galt als Schande; das Gefecht wurde auch dann fortgesetzt, wenn die Niederlage nicht mehr abzuwenden war, und man suchte den Tod im Kampfe oder im rituellen Selbstmord (seppuku, im Westen auch als harakiri bekannt), der als ehrenvolle Lösung in einer ausweglosen Situation anerkannt war.

In der Kamakura-Zeit (1192-1333) erlebte Japan die erste und vorerst einzige Invasion aus dem Ausland, als 1274 und erneut 1281 die in China herrschende Mongolenregierung mit einer übermächtigen Flotte vor Kyûshû auftauchte. Zwar verhinderten starke Taifune beide Male den Erfolg des mongolischen Feldzugs, doch saß der Schock über die Angriffe tief und führte dazu, dass die inzwischen als Regenten agierende Sippe der Hôjô sich darum bemühte, die nationale Verteidigung systematisch zu verbessern. Eine Kontrolle der verschiedenen innerjapanischen Kriegergruppen war damit jedoch nur bedingt verbunden. Vor allem nach der Kemmu-Restauration (1333-1336) mit den beiden für die nächsten rund 60 Jahre miteinander konkurrierenden Kaiserhöfen (Süd- und Nord-Dynastie) begann eine Periode zahlreicher lokaler Streitigkeiten, die auch als "Zeit der kämpfenden Staaten" (sengoku) bezeichnet wird. Da die Praxis, bei Tod des Familienvaters die Erbschaft unter allen Söhnen aufzuteilen, die Entstehung immer kleinerer Parzellen gefördert hatte, dienten die diversen Kämpfe nicht nur dazu, Ruhm und Ehre zu mehren, sondern auch Grund und Boden zu vergrößern und damit den eigenen Status zu sichern. Durch die ständige Kampfpraxis wuchs die taktische Meisterschaft der Krieger, und so gibt es zahlreiche Geschichten, die ihre Heldentaten gerade in dieser Periode besonders herausstellen und glorifizieren.

Im Zuge dieser Entwicklung bildeten sich lokale Feudalherren (daimyô) heraus, die Vasallen um sich scharten und in der Lage waren, große Heere aufzustellen. Sie ließen Burgen errichten und stellten dort ihre Macht in aufwendiger Form zur Schau, wurden somit zu wichtigen Förderern der Kunst und des Kunsthandwerks. Dabei begegnet uns neben dem Bedürfnis nach großer Prachtentfaltung auch äußerste Schlichtheit und Reduzierung auf das unbedingt Notwendige: von Zierrat überquellende Bauten, goldene Wandschirme und prunkvoll dekorierte Gegenstände entstanden ebenso wie einfache Teehäuser und bewusst auf das Funktionelle beschränkte Objekte.

Zu den herausragenden Gestalten des 16. Jahrhunderts gehört Takeda Shingen (1521-1573), nach dem sich der bei unserem Samurai-Fest auftretende Takeda e.V. benannt hat. Takeda regierte in der Provinz Kai (der heutigen Präfektur Yamanashi). Er gestaltete das Rechtssystem neu, kombinierte militärische und zivile Verwaltung und zog Wirtschaftsfachleute heran. Auf diese Weise sorgte er in seinem Territorium für Sicherheit und Wohlstand. Auch sein strategisches Geschick, seine darauf basierenden kriegerischen Erfolge und sein Talent der Menschenführung brachten ihm hohes Ansehen; so wird ihm der Ausspruch zugeschrieben, man solle nicht die Menschen benutzen, sondern ihre Begabungen.

Allerdings ist es vermutlich nicht nur den Fähigkeiten eines einzelnen Kriegsherrn, sondern auch der Einführung der Luntenschlossgewehre durch die Portugiesen Mitte des 16. Jahrhunderts zu verdanken, dass schließlich im ausgehenden 16. Jahrhundert die Befriedung und Einigung Japans unter einer Person gelang: zuerst durch Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, danach durch Tokugawa Ieyasu. Er begründete in Edo (dem heutigen Tôkyô) das Tokugawa-Shôgunat (1603-1868) und brachte Japan rund zweieinhalb Jahrhunderte relativen Friedens, in denen Handel und Wirtschaft, aber auch Kunst und Kultur erblühten. Per Gesetz wurde die Trennung der Bevölkerung in vier Stände festgelegt; nur ihr oberster – der der Krieger – erhielt das Recht, einen Familiennamen sowie zwei Schwerter zu tragen, die damit zum Statussymbol der Kriegerklasse wurden. Auch der Stil der Kleidung, die Form der Unterhaltung und andere Verhaltensmuster wurden genau festgelegt, um die Sonderstellung der Samurai gegenüber dem einfachen Volk zu gewährleisten.

Diese schriftlich fixierte Vorrangstellung brachte den Samurai jedoch nicht nur Vorteile. Vielmehr verloren sie oft die direkte Kontrolle über ihr Land, da sie größtenteils in die Burgstädte umzogen. Auch ihre kämpferischen Fähigkeiten waren nun kaum mehr gefragt, und so trat der Schreibpinsel allmählich an die Stelle des Schwertes. Die überwiegende Mehrheit des Kriegerstandes übernahm zivile Aufgaben und wurde beispielsweise als Berater, Verwaltungs- oder Justizbeamter, Buchhalter oder Steuereintreiber tätig. Viele Samurai waren sehr gebildet und widmeten sich in ihrer Freizeit gern den schönen Künsten. Doch brachte die gewöhnlich in Reis erfolgende Entlohnung besonders die niederen Samurai allmählich in wirtschaftliche Bedrängnis. Verlockt von den neuen Konsumangeboten und in dem Versuch, es der prosperierenden Kaufmannsschicht im Lebenswandel gleichzutun, verschuldeten sie sich häufig, zumal es ihnen offiziell nicht erlaubt war, dem Handel nachzugehen. So verwundert es nicht, dass zu denen, die im 19. Jahrhundert vermehrt Reformen forderten, zahlreiche Angehörige der Kriegerklasse gehörten und diese sich z.T. aktiv daran beteiligten, das Regime der Tokugawa zu stürzen.

Mit der Meiji-Restauration (1868) ging nach vielen Jahrhunderten im politischen Abseits die Herrschaft – die ihm allerdings nie offiziell entzogen worden war – wieder auf den Kaiser über. Die neue Regierung stellte viele Samurai als niedere Beamte ein, erschienen diese doch aufgrund ihrer guten Ausbildung, ihres Verantwortungsbewusstseins und ihrer praktischen Erfahrungen am besten dazu geeignet, die anstehenden Aufgaben zu übernehmen. Anfangs verpflichtete sich die Regierung darüber hinaus, den Angehörigen des Samurai-Standes Pensionen zu zahlen. Als sich diese Ausgaben für die Staatskasse als zu hoch erwiesen, wurden jedoch bald darauf die Privilegien der Kriegerklasse – darunter 1876 auch das auf Tragen der beiden Schwerter – abgeschafft. Für manche der einstigen Samurai-Familien bedeutete dies den finanziellen Ruin. Viele besannen sich jedoch auf ihre diversen Fähigkeiten und fanden z.B. als Polizisten, Offiziere, Lehrer oder Beamte eine neue Aufgabe.

Was wir Ihnen beim Samurai-Fest zeigen wollen, ist nicht blutiges Gemetzel, sondern wir möchten Ihnen ein Einblick in die Lebensweise der Krieger und ihrer Familien im 16. Jahrhundert ermöglichen. Dabei werden Waffen und Kleidung ebenso vorgestellt wie Möbel und sonstige Alltagsgegenstände, die die Mitglieder des Takeda e.V. in minutiöser Handarbeit oft über Jahre hinweg nach Originalvorlagen angefertigt haben. Prunkstücke ihrer Sammlung sind die prachtvollen Rüstungen, von denen einige nicht nur besichtigt, sondern auf Wunsch sogar anprobiert werden können.

Schon auf den antiken japanischen Tonfiguren sind Rüstungsteile erkennbar; spätere Funde zeigen, dass es sich dabei oft um Lamellenkonstruktionen aus einander überlappenden Schuppen handelt, die mit Lederbändern verschnürt oder auf ein Gewand aufgenäht wurden. Daneben existierte auch der Typ des Brustharnischs aus vernieteten Platten. Ergänzt wurde die Rüstung durch einen Helm (kabuto), der bei bedeutenderen Kriegern mit einer auffälligen Helmzier versehen sein konnte. All dies lässt sich bei der Präsentation des Takeda e.V. am 9. September bis in die Einzelheiten der Herstellung nachvollziehen.

Häufig stellen wir uns Samurai zu Pferde vor. Dies traf sicherlich für viele bedeutendere Krieger zu. Manche trainierten ihr Pferd so, dass es wie eine Waffe eingesetzt werden konnte und durch Beißen oder gezieltes Rammen des gegnerischen Tieres dafür sorgte, dass der Reiter abgeworfen wurde bzw. herunterfiel. Als Wiege der japanischen Pferdezucht gilt die Kantô-Ebene. In der Kamakura-Zeit waren die Pferde allerdings relativ klein, sie ähnelten unseren heutigen Ponys und waren nicht besonders schnell, aber in der Lage, schwer bewaffnete Reiter zu tragen.

Allerdings verleitet die Tatsache, dass in zeitgenössischen Dokumenten die militärischen Einheiten gern nach der Anzahl ihrer Pferde gezählt werden, manchen zur fälschlichen Annahme, es habe nur berittene Krieger gegeben. Doch gehörten Fußsoldaten (ashigaru) ebenfalls zum Gefolge und machten oft sogar den größeren Teil der Truppe aus. Sie trugen meist Pfeil und Bogen, eine Wurflanze (yari) oder eine Lanzenhellebarde (naginata), später auch ein Gewehr oder andere Feuerwaffen.

Die Lanzenhellebarde – eine Kombination aus Speer, Schwert und Streitaxt – ist eine der ältesten Waffen Japans. Sie besteht aus einem umwickelten Bambusstiel, an dessen oberem Ende eine rund 60 cm lange, gekrümmte Klinge angebracht ist, und kann eine Gesamtlänge von 2 bis 3 m haben. Sie war die Lieblingswaffe des bekannten Kriegermönchs Benkei (2. Hälfte 12. Jh.), des getreuen Gefolgsmanns von Minamoto Yoshitsune, und wurde auch von anderen buddhistischen Mönchssoldaten (sôhei) gern benutzt. Darüber hinaus war sie die favorisierte Waffe der Samurai-Frauen, denn sie war vielseitig einsetzbar und eignete sich durch ihre Länge gut dazu, sich berittene Plünderer, mit denen man häufiger daheim konfrontiert wurde, in weitem Radius vom Leibe zu halten. Noch heute wird die Kampfsportart naginata hauptsächlich von Frauen praktiziert.

Frauen blieben nicht zwangsläufig dem Kampfe fern, auch wenn sie gewöhnlich andere Aufgaben übernahmen und eher Haus und Hof verteidigten oder in hinterster Linie kämpften als in der offenen Feldschlacht. Dennoch war die überwiegende Mehrheit der Samurai männlichen Geschlechts. Zwei Frauen, die als Kriegerinnen Bekanntheit erlangten, sind Tomoe Gozen, die Geliebte des Minamoto (Kiso) Yoshinaka (2. Hälfte 12. Jh.), und Hangaku (Ende 12./Anf. 13. Jh.). Auf Tomoe berufen sich mehrere naginata-Schulen, doch ist ihre Historizität nicht gesichert. Sie wird als außergewöhnlich stark und wunderschön beschrieben und soll wie ein Mann ins Gefecht geritten, gekämpft und die Köpfe der von ihr getöteten Gegner als Trophäen aus der Schlacht mitgebracht haben. Hangaku wiederum war berühmt für ihre Meisterschaft im Bogenschießen, durch die sie angeblich eine feindliche Übermacht in Schach halten konnte.

Symbol des Samurai in seiner langen Geschichte ist das Schwert. Es wird gern als "Seele" des Samurai bezeichnet und stellt seinen wertvollsten Besitz dar. Es versinnbildlichte die Macht über Leben und Tod und wurde daher beispielsweise bei Friedensschlüssen überreicht, diente aber auch zu anderen Gelegenheiten als formelles Geschenk. Auf seine Herstellung verwandte man große Sorgfalt, und so entstanden oft Kunstobjekte höchsten Ranges mit kostbaren Gravuren, Einlegearbeiten o.ä. Bis heute sind japanische Schwerter beliebte Sammelobjekte und bilden die Glanzstücke vieler Ausstellungen.

Das klassische Schwerterpaar, das der Samurai in der Öffentlichkeit trug (das sog. daishô = "groß-klein"), besteht aus Lang- (katana) und Kurzschwert (wakizashi). Bei sich daheim führte der Samurai meist nur das wakizashi ständig mit sich; es wurde höchstens beim Betreten des Teeraums, zum Baden sowie zum Schlafen in möglichst greifbarer Nähe abgelegt und dann häufig als Zeichen des Respektes auf einem speziellen Ständer deponiert. Neben dem daishô gibt es zahlreiche weitere Schwertarten, die nach Kriterien wie Länge oder Anbringung unterschieden werden, z.B. das lange, kostbare Hofschwert (tachi), das kleine kodachi oder das besonders lange nodachi, das der Krieger im Gefecht bedrohlich vor sich hin- und herschwang.

Zwei der wichtigsten heute betriebenen Kampfkunsttechniken – Iaidô und Kendô – gehen auf den Schwertkampf zurück. Bei Iaidô ging es ursprünglich darum, möglichst schnell die Waffe ziehen zu können, um dem Angriff des Gegners zuvorzukommen. Inzwischen wird es vor allem als geistige Disziplin betrieben, bei der man gegen einen imaginären Gegner kämpft. Hingegen treten bei Kendô, dem sog. Schwert- oder Stockfechten, zwei Personen gegeneinander an. Wie der Kendo Verein Düsseldorf e.V. zeigen wird, handelt es sich um eine sehr schnelle Sportart, bei der rasches Reaktionsvermögen ebenso gefragt ist wie gute Technik.

Ruhiger erscheint das Bogenschießen (Kyûdô). Pfeil und Bogen, die als Jagdgeräte bereits in frühester Zeit bezeugt sind, wurden zuerst von Fußsoldaten im Kampfe verwendet, ab dem 12. Jahrhundert auch von Kriegern zu Pferd. Eine auch für den Zuschauer sehr attraktive Disziplin ist yabusame, das berittene Bogenschießen, bei dem man im Galopp eine Strecke entlangreitet und dabei vom Pferderücken aus drei Pfeile auf drei aufeinanderfolgende Zielscheiben abfeuert. Die Entstehung von yabusame wird auf eine alte Legende zurückgeführt: Einst soll ein Kaiser in unruhigen und schwierigen Zeiten drei Pfeile in drei Richtungen – zum Himmel, zum Horizont und zum Erdboden – geschossen haben, um damit reiche Ernte und baldigen Frieden zu erbitten. Anfangs hauptsächlich vom Clan der Minamoto/Genji als zeremonielle Übung praktiziert, entstand daraus allmählich eine ernstzunehmende Kampftechnik. Allerdings verlor das Bogenschießen mit der Einführung der Feuerwaffen im 16. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung und wurde in all seinen Varianten bald nur noch als traditioneller Samurai-Sport betrieben. Da die heutigen Pferde schneller laufen als diejenigen der Kamakura-Zeit und somit dem Schützen weniger Zeit bleibt, seine Pfeile abzufeuern, ist yabusame inzwischen schwieriger auszuführen als einst. Die Takeda-Schule, einer Nebenlinie der Genji, pflegt diese Disziplin, die leider beim Samurai-Fest nicht vertreten sein wird, noch heute in Japan. Stattdessen präsentiert die Kyudo Gruppe Köln e.V. in eindrucksvoller Weise die klassische Form des Bogenschießens.

Aikido schließlich ist die jüngste der am 9. September vorgeführten Kampfkünste. Sie wurde zwischen 1925 und 1969 von Ueshiba Morihei begründet, doch haben Historiker die Ursprünge des Aikido bis in die Kamakura-Zeit zurückverfolgt, in der Mitglieder der Miyamoto-Sippe entsprechende Techniken entwickelt haben sollen. In diese Periode werden sich alle Zuschauer zurückversetzt fühlen, wenn der ranghöchste Aikidô-Meister in Deutschland Asai Katsuaki (8. Dan) mit seinen Schülern durch die Luft wirbelt.

 

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