Kultur und Austausch

Die Sieben Glücksgötter:

(Japan Forum, Januar 2001, S. 2)

Eines der populärsten Motive, das einem in Japan gerade zu Neujahr häufig begegnet, sind die Sieben Glücksgötter (shichifukujin): Daikokuten, Ebisu, Bishamonten, Benzaiten, Hotei, Fukurokuju und Jurôjin. Ihre Ursprünge können auf den indischen Buddhismus und Brahmaismus, den chinesischen Taoismus und den japanischen Shintôismus zurückgeführt werden, doch erfolgte ihre Zusammenstellung in dieser Form vermutlich erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts.

Um die Glücksgötter ranken sich zahllose Legenden, deren bekannteste erzählt, dass sie sich zu Neujahr in See- und Kaufleute verwandeln und in ihrem "Schatzschiff" (takarabune) auf die Erde reisen. Daher erscheint dieses vermutlich auf shintôistische Vorbilder zurückgehende Schiff als kleines, behäbiges Boot mit vom Wind prall gefülltem Segel gern auf Neujahrskarten. An Bord haben die Glücksgötter diverse Zauberschätze (takaramono), deren Zahl je nach Quelle genauso variiert wie ihre Zusammensetzung. Häufig genannt werden der unsichtbar machende Hut (kagura), der unsichtbar machende, glückbringende Regenmantel (kagura mino), flammende Kristallkugeln (michihi no tama) und die "Sieben Kleinodien" (shippo). Neben diesen konkret fassbaren Gegenständen bringen die shichifukujin ihre begehrten Haupttugenden: langes Leben und Wohlstand, Glück und Zufriedenheit, Erfahrung, Gelehrsamkeit, Tapferkeit, Klugheit und Wissen.

Die Glücksgötter und ihr Schatzschiff finden sich als Thema in allen Kunstgattungen: in der Lyrik und in Märchen ebenso wie auf Bildern und Holzschnitten, als netsuke (kleine, kunstvolle Schnitzereien in Elfenbein oder Koralle, die am Tabak- oder Medizinbeutel getragen werden), als Holz- und Metallarbeiten. Als glückbringend gilt, ein Bild des Schatzschiffes in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar unter das Kopfkissen zu legen; träumt man daraufhin vom Berg Fuji, einem Falken oder einer Aubergine (ichi Fuji, ni taka, san nasubi), verheißt dies ein besonders glückliches Jahr.

Auch wenn die shichifukujin in ihrer Grundkonzeption den chinesischen Glücksgöttern ähneln, geben sie sich nicht so distanziert wie diese. Vielmehr gelten sie als den Menschen und ihren häuslichen Sorgen besonders zugewandt. Dementsprechend umfangreich sind auch die Erwartungen, die an sie gestellt, und die Schutzaufgaben, die ihnen zugewiesen werden.

Eine bevorzugte Stellung innerhalb der Sieben Glücksgötter hat Daikokuten inne. Der Legende zufolge liegen in seinen Händen Segel und Steuerruder des Schatzschiffes und damit die Verantwortung für eine sichere Überfahrt zu den Menschen. In Indien fungierte er ursprünglich als Kriegsgott, wandelte sich jedoch dort wie auch in seiner japanisch-shintôistischen Ausprägung zur Naturgottheit, von der man sich eine fruchtbare Ernte und Gesundheit erhofft, vor allem aber zum Gott des Reichtums. Wichtigstes Zeichen seiner Macht ist der "Schatzhammer" (takara-tsuchi), der angeblich dort, wo man mit ihm hinschlägt, Wohlstand verbreitet. Meist hat Daikokuten zudem den "Sack mit den Kostbarkeiten" (takara-fukuro) sowie Reissäcke bei sich; diese stehen, da Reis in Japan lange Zeit ein Vorrecht der Besitzenden war, für Überfluss. Gern wird Daikokuten zusammen mit Ratten (nezumi) dargestellt, die wegen ihrer Vermehrungsfreude Reichtum und Kindersegen symbolisieren; außerdem sollen sie den schlafenden Gott einst mit Stechpalmenzweigen gegen böse Geister verteidigt haben. Auf netsuke begegnet uns Daikokuten auch als Sumô-Ringer, meist im Kampf mit einem der anderen shichifukujin.

In ländlichen Gegenden wird Daikokuten oft gemeinsam mit Ebisu verehrt. Dieser ist - anders als die übrigen Glücksgötter - rein shintôistischen Ursprungs und wird z.B. als einer der Söhne des mythischen Götterpaars Izanami und Izanagi identifiziert. Seine Haupttugenden sind Fleiß und Genügsamkeit, und in seinen Zuständigkeitsbereich fällt der tägliche Nahrungserwerb. Dabei wird er von nahezu allen Berufen als Schutzgottheit angerufen und fungiert in den Städten vor allem als Schutzpatron des Handels und Handwerks. Doch ist seine Verbindung zu den Fischern und Seefahrern besonders eng, weswegen er oft in Fischerkleidung auftritt, mit einer Mütze auf dem Kopf, einer Meerbrasse (tai) unter dem Arm und einer Angelrute oder einem Fischkorb in der Hand. Ebisu gilt als schwerhörig; angeblich soll er das In-die-Hände-Klatschen an Shintô-Schreinen eingeführt haben, mit dem die Gläubigen die Gottheit auf sich aufmerksam zu machen versuchen.

Der aus Indien stammende Bishamonten wandelte sich im Laufe der Zeit vom hässlichen Zwerg zur strahlenden buddhistischen Gottheit des Reichtums, zum Schutzpatron der Krieger und zum Wächter über die Buddha-Lehre und die buddhistischen Kultstätten. Ihm werden vor allem Mut und Weisheit zugesprochen. Er gehört zu den "Vier Weltenwächtern" und wird daher überwiegend als drohend blickende Gestalt in glänzender Rüstung mit Speer, Schwert oder Hellebarde dargestellt, der als Zeichen seiner buddhistischen Beschützerrolle eine Pagode und als Waffe im Kampf gegen Dämonen einen diamantenen Donnerkeil mit sich führen kann.

Die einzige weibliche Gottheit unter den Sieben Glücksgöttern ist Benzaiten. Sie verkörpert die Liebe bzw. die Liebenswürdigkeit und fungiert als Schutzgöttin der Familie. Ihr Zuständigkeitsbereich ist jedoch weit umfangreicher und erstreckt sich auch auf die Musik, die Künste, Beredsamkeit, Weisheit und Reichtum. Meist hält sie eine biwa (4-saitige Laute) und das dazugehörige Plektron (bachi); zu ihren weiteren Attributen gehören die weiße Schlange und der Drache - ein Hinweis auf ihre Rolle als Königin der Seen und Meere, auf deren Grund sie angeblich in einem Drachenpalast wohnt und gelegentlich auf Drachen oder Karpfen reitet.

Hotei verkörpert als Gott der Zufriedenheit und Freigebigkeit inneren Reichtum. Vermutlich ist er taoistisch-chinesischer Herkunft. Er gilt als besonders volkstümlich und ist wegen seiner Güte und Kinderliebe sehr populär. Meist wird er dargestellt als lachender, kahlköpfiger Mönch mit dickem, nacktem Bauch. Er strahlt Fröhlichkeit, Großmut und Gelassenheit aus und hat u.a. einen Bettelsack und einen Blattfächer (uchiwa) bei sich.

An seinem überdimensional hohen Schädel, der über die Hälfte seiner Körpergröße ausmachen kann, ist Fukurokuju, der Gott der Würde, Wissenschaft und Weisheit, leicht zu erkennen, der ebenfalls auf den chinesischen Taoismus zurückgeführt wird. Gewöhnlich trägt er das Gewand eines Gelehrten und einen Kinnbart sowie einen Stab, an dem Schriftrolle und Kürbis befestigt sein können, bzw. Zepter und Blattfächer. Sein leicht geöffneter Mund lässt ihn freundlich, fast kindlich erscheinen. Zugleich steht er für langes Leben; daher gehören Kranich, Schildkröte und Hirsch als Sinnbilder hohen Alters zu seinen Begleitern. Darin ähnelt er Jurôjin, der ebenfalls für Weisheit und Langlebigkeit zuständig ist. Er unterscheidet sich durch seine hochgewachsene Gestalt, Kugelstirn und Mütze und den ernsten Gesichtsausdruck von Fukurokuju, hat aber mit ihm neben den oben genannten Tieren die Attribute Blattfächer, Stab und Schriftrolle gemeinsam. Deswegen werden beide Götter manchmal miteinander gleichgesetzt und dazu die Göttin Kichijôgen in den Kreis der Sieben Glücksgötter mit aufgenommen.

Wie populär die Glücksgötter noch heute sind, lässt sich u.a. daran ablesen, dass sich zu Jahresbeginn zahlreiche Einheimische und Touristen an den vielerorts angebotenen Pilgertouren zu mit den shichifukujin verbundenen Tempeln und Schreinen beteiligen (shichifukujin-mairi), z.B. an der in Tôkyô, die durch Fukagawa (Stadtteil Kôtô) führt und deren Route alljährlich in den großen Tageszeitungen abgedruckt wird.

 

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